So findest du ein gutes Hundefutter

Werbeanzeigen für Fertigfutter öffnen das Herz und vernebeln das Hirn. Nach diesem Artikel, weißt du es besser.
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Liest du Hundezeitschriften? Ich bin süchtig danach! Nur auf die enthaltene Werbung für Fertigfutter könnte ich gut verzichten. Die ist für mich immer wie ein Autounfall. Ich will nicht, aber ich muss doch hingucken.

Diese Anzeigen sind toll gemacht, von professioneller Hand gestaltet. Ansprechend, alles aufeinander abgestimmt. Der Hammer. …und ich hasse sie wie die Pest! Die abgebildeten Hunde sind immer der Wahnsinn. Mit weißen Zähnen, wachem Blick und glänzendem Fell. Jedem Hundeliebhaber schlägt beim Anblick dieser Werbung das Herz höher und damit öffnen sich klammheimlich die richtigen Pforten im Oberstübchen um das, was da beworben wird, wohlwollend anzunehmen. Auch bei mir.


Dabei weiß ich es doch besser und du auch, nachdem du diesen Artikel gelesen hast.

Diese „Wir-lieben-Hunde-von-ganzem-Herzen-Optik“ hat nur ein Ziel: Sie soll darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Hersteller nur eins wollen, nämlich Geld verdienen. Versteh mich nicht falsch. Das sollen sie auch, wenn das Produkt gut ist. Nur, um beurteilen zu können, ob es wirklich gut ist, musst du die Packung auch lesen können. Das gemeine an der Geschichte ist, dass du, bis du diesen Satz gelesen hast, nicht wusstest, dass du es nicht kannst. Gut, vielleicht kannst du es auch, weil du dich schon intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hast. Vielleicht tappst du aber auch in die gleichen Fallen wie ich früher.

Natürlich geht´s mir bei der Futterwahl in erster Linie um die Gesundheit meiner Hunde, aber ganz ehrlich, auch um meinen Geldbeutel. Ich weiß, das ist nicht salonfähig. Es wäre schicker, wenn ich sagen würde, dass es für meine Tiere keine Rolle spielt. Aber das wäre ja totaler Quatsch, weil ich nun mal für Hundefutter nur eine bestimmte Summe im Monat ausgeben kann. Es geht jedoch nicht darum, dass bestmögliche Schnäppchen zu schlagen, sondern darum, nicht verkohlt zu werden!

Jetzt wirst du sagen, besseres Futter hat bessere Inhaltsstoffe, ist besser für die Gesundheit und ist dann auch teurer. Ende der Geschichte. So. Und da kommen jetzt die Werbeanzeigen wieder ins Spiel und die schlendern Hand in Hand mit der Deklarationspflicht für Fertigfutter. Die ist unfassbar löchrig und damit nicht gerade verbraucherfreundlich. Im Gegenteil lässt der Gesetzgeber den Herstellern viel Raum für Kreativität, wie man in jeder Anzeige und auf den Futterpackungen sehen kann.

Mein momentaner Favorit in Sachen Dreistigkeit und der Grund für diesen Artikel ist ein Hersteller von Trockenfutter, an dessen Anzeige ich neulich hängengeblieben bin. Oder besser gesagt, mit der ich zusammengekracht bin. Der Hersteller verspricht auf seiner Packung eine Zusammensetzung von 70% Fleisch plus 30% Gemüse.

Eier haben sie jedenfalls, die Futterriesen. Das muss man ihnen lassen.

An den Zahlen sind nicht mal kleine Sternchen, die darauf hindeuten, dass man vielleicht doch noch mal das Kleingedruckte auf der Rückseite lesen sollte. Nö.

70% plus 30%. Was macht das bei dir? Bei mir sind das 100%. Also ist da nix anderes drin als Fleisch und Gemüse? Mega! Und wie kriegen die das hin, dass diese Kekse nicht auseinanderfallen und so lange haltbar sind?!

Mach mal Frikadellen aus frischem Hack und Gemüse im Verhältnis 70/30. Durchbraten und dann kühl und trocken lagern bis zum nächsten Nachbarschaftsfest. Ich halte jede Wette, dass du die nicht so lange wegstellen kannst wie Trockenfutter. Also muss doch in diesem Trockenfutter noch irgendwas anderes drin sein, oder nicht? Tja, ist es natürlich auch, aber für Substanzen wie synthetische Stabilisatoren, Emulgatoren sowie Verdickungs- und Geliermittel (E400-440, E460-495) gibt es keine Deklarationspflicht. Glaubst du nicht? Ist aber so. Leider.

Die Jungs wissen, wie es geht. Natürlich ist die Zusammensetzung auf der Packungsrückseite völlig gesetzeskonform ausgewiesen – also so gut wie gar nicht. Aber das ist erlaubt und sei mal ehrlich, hast du Lust, stundenlang das Kleingedruckte zu lesen? Bei dem Versprechen vorne auf der Packung? Und selbst, wenn du dir die Mühe machst, steht erlaubter Weise gar nicht alles drauf, was drin ist.

Wenn wir Hundehalter uns über Fertigfutterqualität unterhalten, gewinnt immer die Sorte mit dem höchsten Fleischanteil. Höherer Fleischanteil = besseres Futter. Auch, wenn du kein rohes Fleisch fütterst, sondern Dose oder Trockenfutter, weißt du, dass im Hundefutter Fleisch sein sollte. Am besten nicht zu wenig. Und du weißt auch, dass das Fleisch in der Regel der teuerste Inhaltsstoff ist, also müsste, um einen höheren Preis zu rechtfertigen, auch ausreichend davon enthalten sein.

Also je höher die Zahl bei der Fleischangabe desto besser das Futter?

Das Problem ist, dass hier wunderbar gemogelt werden kann und du wirst über die verwendeten Formulierungen ausgetrickst:

„Frischfleisch“

Die erste Stolperfalle ist die Verwendung des, in diesem Zusammenhang erlaubten, aber irreführenden Begriffs „Frischfleisch“. Wikipedia definiert Frischfleisch als „nicht konserviertes Fleisch von frisch geschlachtetem Vieh“. Die Prozentangabe von Frischfleisch auf der Packung bezieht sich also auf die Rohware vor Beginn des Herstellungsverfahrens. Wie bei Hack oder Filet, das du mit nach Hause nimmst. Roh. Trockenfutter ist aber die Königin der Konservierungsform. Hier ist der große Widerspruch, über den erstmal niemand stolpert: Trockenfutter hat, von allen Futterarten im Regal, den geringsten Anteil an Feuchtigkeit, nämlich durchschnittlich 6% – 8%. Frischfleisch hat einen durchschnittlichen Wassergehalt von 75%. Und nun? Bei der Herstellung von Trockenfutter wird mit hohen Temperaturen und mit hohem Druck gearbeitet. Das entzieht dem Material Feuchtigkeit.

Wenn die Herstellung abgeschlossen ist, ist da gar nichts mehr frisch!

Das heißt, am Anfang der Produktionskette des Futter waren es so und so viel % zum Beispiel frische Ente. Aber nicht im fertigen Produkt. Das ist nicht mal gelogen, sondern nur, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, bestmöglich in Szene gesetzt. „Frisches Huhn“ klingt aber viel besser als „Geflügelfleischmehl“, dabei ist es ein und dasselbe. Erklärung kommt weiter unten.

„im Fleischanteil“

Der Fleischanteil wird selten beachtet, wenn vorne auf der Packung in großen Ziffern der Frischfleischgehalt angepriesen wird. Dabei ist es, meiner Meinung nach, viel wichtiger, zu wissen, wie hoch der Fleischanteil insgesamt ist. Auf der Vorderseite steht fett gedruckt zum Beispiel „mit 60% frischer Ente“ und ein kleines Sternchen nebendran verweist dich an eine andere Stelle auf der Verpackung (meistens auf der Rückseite) und da steht dann „im Fleischanteil“. Dann weißt du immer noch nicht, wie hoch dieser ist. 60% von was?

Sagen wir, der Fleischanteil der Packung liegt bei 30% insgesamt. Das ist für viele Trockenfutter schon nicht wenig. Von diesen 30% hätten wir nun einen Frischfleischanteil von 60% und um es einfach zu rechnen, sagen wir das ist ein 1kg-Beutel. Wir reden also von 300 Gramm Fleischanteil insgesamt. Davon 60% Frischfleisch sind 180 Gramm Fleisch auf 1 kg Trockenfutter. Mehr nicht. Wenn du auf der Vorderseite „mit 60% frischer Ente“ liest, gehst du aber von viel mehr aus, richtig? Du rechnest die 60% auf alles. Das wäre schön, denn das wären anstatt 180 Gramm satte 600 Gramm. Und genau das sollst du auch denken. Aber so ist es nicht. Womit der Rest im Fleischanteil aufgefüllt wird, kannst du in meinem Artikel „Lebensmittelqualität bei Tierfutter“ nachlesen.

„Geflügelfleischmehl“

Geflügelfleischmehl ist im Trockenfutter nicht minderwertiger als Frischfleisch. Im Gegenteil. Es ist die korrekte Bezeichnung. Wenn auf der Packung 40% frisches Huhn steht, bist du als Kunde begeistert. Liest du aber Geflügelfleischmehl, bist du womöglich verunsichert, weil du den Begriff nicht einzuordnen weißt. Und der angegebene Prozentsatz ist meistens auch niedriger. Na klar, weil das eine vor dem Trocknen gewogen wurde und das andere danach. Das ist aber schon der einzige Unterschied. Stell dir die Produktionskette vereinfacht als Fließband vor, das durch einen Ofen läuft. Vorne geht das frische Huhn rein und hinten kommt das gleiche Huhn in konservierter Form als Geflügelfleischmehl raus. Wie der Hersteller es dann auf der Packung nennt, ist wurscht, aber du kaufst auch lieber die Sorte, bei der was von frischem Fleisch steht, oder?

„Geflügelmehl“

Anders sieht es bei Geflügelmehl aus. Das ist nicht nur nach dem Trocknen gewogen, sondern besteht auch aus dem ganzen Huhn. Das heißt, der reine Fleischanteil ist geringer.

„Protein“

Anstatt Geflügelfleischmehl oder Geflügelmehl steht inzwischen auf den Packungen bei der Zusammensetzung leider oft nur noch Geflügelprotein. Undurchsichtiger geht es dann nicht mehr. Das ist erlaubt, aber alles andere als verbraucherfreundlich. Einer der Gründe, warum ich kein Fan von Trockenfutter im Allgemeinen bin. Geflügelprotein kann nämlich vieles sein. Auch Federn, Krallen und Schnäbel. Über den Nährwert dessen brauche ich, glaub ich, nix zu schreiben. Wenn du also ein Futter gefunden hast, das dich, aus welchen Gründen auch immer, total überzeugt und in der Zusammensetzung steht nur was von Protein, kann ich dir blind versprechen, dass du es in die Tonne treten kannst, weil der Hersteller sein volles „Verschleierungsrecht“, das ihm die lückenhafte Deklarationspflicht bietet, nutzt.

Wenn wir schon dabei sind, gucken wir uns noch die Zusammensetzung von Dosenfutter an. Hier gibt es ebenfalls erhebliche Unterschiede im Fleischanteil, die oft nicht mal durch einen großen Preisunterschied abzulesen sind. Auch hier finden sich, bezüglich der Deklarationspflicht, nicht viele Vorgaben vom Gesetzgeber. Die Beschreibung „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ lässt viel Raum.

Bei einem der großen Discounter fand ich kürzlich zwei Sorten Dosen-Katzenfutter „mit Huhn“ direkt nebeneinander. Die eine Dose enthielt, laut Hersteller, insgesamt 8% Fleisch für € 0,35 und die andere 58% Fleisch für € 0,49 bei gleichem Gewicht. Ist die Dose für € 0,49 jetzt zu günstig oder die für € 0,35 zu teuer? Die folgenden Angaben sind – wie beim Trockenfutter auch – sowohl bei Hunde- als auch bei Katzenfutter gültig:

„Mit Huhn“

Der Gesetzgeber gibt vor, dass Dosen, die so gekennzeichnet sind einen Fleischanteil von mindestens 4%, jedoch nicht mehr als 14% enthalten müssen.

„Reich an Huhn“

Bei dieser Bezeichnung liegt die Spanne zwischen 14% und 26%.

Achte mal drauf, wenn du Nachschlag kaufst. Die meisten Dosen gehören zu diesen ersten beiden Kategorien. Hier gibt es im Regal die größte Auswahl. Da ist am meisten Müll mit drin. Das heißt, die Gewinnspanne für den Hersteller ist am größten.

„Hühnerfleischmenue / enthält Huhn“

Hier müssen es mindestens 26% sein. Immerhin. In meinen Augen aber sowohl für Katzen- als auch für Hundefutter immer noch traurig.

„Huhn pur / nur Huhn“

Der Hersteller verpflichtet sich, mit dieser Bezeichnung, eine sogenannte Reinfleischdose mit 100% Hühnerfleisch zu produzieren. Enthalten sein dürfen auch Innereien wie Leber, Lunge usw.

Das hab ich mir nicht ausgedacht, sondern für dich rausgeschrieben, aus dem „Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttern“ vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit basierend auf der „Verordnung (EG) Nr. 767/2009 des europäischen Parlaments und des Rates über das Inverkehrbringen und die Verwendung von Futtermitteln“ vom 13. Juli 2009.

An dieser Aufstellung kannst du sehen, dass von den beiden oben genannten Dosen, die teurere nur besseres Marketing hat. Denn auf beiden Dosen steht „mit Huhn“. Wir bewegen uns also in der, gesetzlich zu erfüllenden, Fleischanteilsspanne von 4% – 14%. Ich glaube nicht daran, dass dieser eine Hersteller, aus reiner Tierliebe, satte 44% mehr Fleisch in die Dose schmeißt, als der Gesetzgeber es verlangt. Und schon gar nicht zu diesem Preis.

Früher mussten die Inhaltsstoffe „Fleisch“ und „tierische Nebenerzeugnisse“ noch getrennt voneinander aufgelistet werden. Inzwischen darf sich der Hersteller aussuchen, ob er es ausweist oder zusammenfasst. Deshalb halte ich mich lieber an die Kategorisierungen, deren Fleischanteilsspannen festgelegt sind.

Ich stöbere total gerne durch die Futterregale, um zu gucken, was es so Neues gibt. Dabei bin ich letztes Mal über ein Trockenfutter gestolpert, das mit 40% frischem Wild wirbt und sich das Kilo mit € 9,99 bezahlen lässt. Tun wir mal so, als wären in dem einen Kilo Trockenfutter tatsächlich noch die 40% Fleisch enthalten (was sie nach Beendigung des Herstellungsprozesses, wie du jetzt weißt, definitiv mengenmäßig nicht sind), bedeutet das, dass du hier einen Preis von zehn Euro für 400 Gramm Fleisch zahlst. Das wären, auf ein Kilo hochgerechnet, € 25. Wann hast du für dich das letzte Mal Fleisch zum Kilopreis von € 25 gekauft? Zumal es ja noch mehr als € 25 sind, weil es auf die Gesamtmenge Futter eben nicht mehr 40% Fleisch sind.

Bei Katzenfutter lohnt es sich genauso, den Kilopreis für den Fleischanteil auszurechnen. Bei einer 85g-Dose von einer selbsternannten Premiumsorte, mit 4% Fleisch für € 0,59 ergibt sich ein Kilopreis von rund € 6,90. Bei einem Fleischanteil von 4%! Rohfleisch kostet je nach Quelle und Mischung zwischen rund € 2,80 und € 4,50 das Kilo. Bei einem Fleischanteil von 100%. Und dann heißt es immer, Rohfütterung wäre so teuer…

Wieviel du für Tierfutter ausgibst ist mir total Banane. Wenn es dich glücklich macht, dein Tier mit allem zu verwöhnen, was das Sortiment hergibt, ist das allein deine Sache. Ich bin ja froh, dass es Menschen gibt, die bereit sind, für ihr Tier ein paar Taler in die Hand zu nehmen. Es ist nur jedes Mal unendlich schade, wenn der Halter eines neuen Patienten stolz das (oft schweineteure) Futter präsentiert und ich dann erklären muss, warum das leider totaler Käse ist und man für das Geld viele andere feine Sachen für den Hund oder die Katze hätte kaufen können.

Vielleicht findest du diesen Artikel total langweilig, weil du das alles schon wusstet. Das wäre großartig, weil das bedeuten würde, dass es sich langsam rumspricht, wie man die Angaben auf Fertigfutter zu nehmen hat. Wenn nicht, freue ich mich sehr, dass ich dir von diesen Stolperfallen berichten konnte.

In diesem Sinne, lass dich nicht verkohlen und von Herzen tierische Grüße!
Deine Claudia

Hallo, mein Name ist Claudia,

und du findest mich in Niebüll am nördlichsten Zipfel Nordfrieslands. Hier lebe ich mit meiner Familie und meinen Hunden. Als professionelle Hundetrainerin, zertifizierte Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin für Hunde bekommst du bei mir die Antworten, die du für dich und deinen Hund suchst.

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